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HSL: Reges Interesse an Dorferneuerung

Helmbrechts-Lokal über den Info-Abend anslässlich der geplanten "Kleinen Dorferneuerung" in Kleinschwarzenbach.


Simone Mettke, Lisa Angles und Sonja Munzert (von links) berichteten bei einer Infoveranstaltung wie die Dorferneuerung in Edlendorf und Günthersdorf gelaufen ist. Rechts ist Abteilungsleiter Lothar Winkler vom Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg.
Simone Mettke, Lisa Angles und Sonja Munzert (von links) berichteten bei einer Infoveranstaltung wie die Dorferneuerung in Edlendorf und Günthersdorf gelaufen ist. Rechts ist Abteilungsleiter Lothar Winkler vom Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg.

Die Stadt Helmbrechts und das Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg planen eine kleine Dorferneuerung für Kleinschwarzenbach. Das Interesse der Bevölkerung an der Umgestaltung ihres Ortes ist riesig, denn bei der ersten Informationsveranstaltung war der Versammlungsraum im Alten Schulhaus proppenvoll. „So viele Leute waren noch nie in diesem Zimmer“, freute sich Bürgermeister Stefan Pöhlmann, der selbst aus Kleinschwarzenbach stammt. In seiner Begrüßung machte er deutlich, dass Ideen für geplante Maßnahmen direkt aus den Reihen der Bevölkerung kommen müssen. Pöhlmann selbst kann sich vorstellen, dass das vorhandene Weberhaus künftig eine noch wichtigere Rolle einnimmt. Dazu stellte Edwin Greim, Inhaber des denkmalgeschützten Gebäudes, Konzepte vor. Er möchte vor allem auf Kleinschwarzenbach als typisches Weberdorf klassischer Art und Keimzelle der heimischen Textilindustrie hinweisen. So könne ein Dokumentationszentrum in unmittelbarer Nähe des Weberhauses entstehen. „Das soll aber keine museale Einrichtung sein, sondern eine Infostelle.“ Der Redner wies auch auf das Alleinstellungsmerkmal Strohdachdecken hin, über das in so einem Anlaufpunkt berichtet werden könnte und dachte eine Vernetzung mit Einrichtungen in Neudorf und Marlesreuth an. Nicht nur er habe die Erfahrung gemacht, wenn ein Impulsprojekt realisiert werde, passiere auch im Umfeld Positives. Stadtbaumeister Wolfgang Baier sagte dann, er wolle das Bewusstsein wecken, dass in dem Helmbrechtser Ortsteil Veränderungen notwendig sind. Derzeit sind hier 231 Einwohner gemeldet. Es sind aber weitere Baugrundstücke vorhanden, zudem sind 15 Anwesen unbewohnt und einige Häuser nur von einer Person belegt. „In Kleinschwarzenbach wäre Platz für 500 Leute.“ Der Redner fragte bewusst provokant, ob noch mehr Freiflächen durch Abriss entstehen sollen und wie man eventuellen weiteren Leerstellen einer sinnvollen Nutzung zuführen könne. Hier sind die Bewohner gefragt, wohin der Weg führen soll, die Stadt Helmbrechts und das Amt für ländliche Entwicklung unterstützten die Dorfgemeinschaft gerne mit fachlicher Beratung. Ein zu klärender Aspekt sei auch, wo sich eigentlich die Dorfmitte befindet, also auf welchen zentralen Platz sich die Bürger treffen oder ob eine solche Mitte, die auch angenommen wird, erst geschaffen werden muss.

Dipl. Ing. Lothar Winkler vom Amt für ländliche Entwicklung stellte dann Förderinstrumente vor. So gibt es erhebliche Zuschüsse für Verkehrsanlagen wie kurze Fußwege, Gewässer, Ortsbildgestaltung oder auch Strukturen für Kinder. „Die Dorferneuerung stellte eine Hilfestellung zur Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Probleme dar“, erklärte der Gast aus Bamberg. Zwingende Voraussetzung sei aber die Mitwirkungsbereitschaft der Bevölkerung. Dazu sollten 12 bis 15 Leute an einem Seminar in Klosterlangheim teilnehmen, dort Stärken und Schwächen des Dorfes analysieren und anschließend Ideen entwickeln, die sie dann der Dorfgemeinschaft vorstellen und gemeinsam prüfen, inwiefern diese auch realisierbar sind. Im Rahmen der Maßnahmen sei es auch möglich, private Investitionen zu bezuschussen, wenn sich dadurch das Ortsbild deutlich verbessert. „Wichtig ist es aber, nicht nur den individuellen Vorteil im Blick zu haben, sondern über den Tellerrand hinauszuschauen.“

Verbreiterungen von Straßen seien beispielsweise keine Alternativen, um einen dörflichen Charakter zu erhalten. „Dass Mähdrescher aneinander vorbeikommen müssen, trifft wohl kaum zu“. Es sei immer zu überlegen, was könnte jemand dazu bewegen, nach Kleinschwarzenbach zu ziehen oder welche Gründe sind es, die Leute hier halten. Der Referent sagte, es sei Raum und auch Geld für viele überlegenswerte Sachen vorhanden, doch gibt es auch einen Wermutstropfen, denn für Umgestaltungen direkt an der durch den Ort führenden Staatsstraße darf sein Amt keine Zuschüsse gewähren, hier sehe er aber die Möglichkeit und weiß auch aus Erfahrung, dass das Straßenbauamt unter gewissen Voraussetzungen Projekte mitfinanziert.

Als Idealfall einer Dorferneuerung gelten die durchgeführten Maßnahmen in Edlendorf und Günthersdorf. Deshalb berichteten Simone Mettke, Lisa Angles und Sonja Munzert von ihren Erfahrungen. Am Seminar in Klosterlangheim nahm eine Gruppe aus beiden Dörfern teil und zwar waren alle Generationen beteiligt. Die Delegierten zeigten sich zwar zunächst skeptisch, waren vom Wochenende aber angenehm überrascht. „Wir waren selbst sehr erstaunt, wieviel Freiheit wir in unsere Gedanken bekommen haben“, erklärte Sonja Munzert. In Edlendorf und Günthersdorf gelang es schließlich Sachen umzusetzen, mit denen alle leben können, teilten die aktiven Frauen mit. Wichtig sei es aber, Betroffene mit ins Boot zu holen. Deshalb, so Lothar Winkler abschließend, sollten Mitglieder einer Gruppe, die sich am Workshop in der Schule der Dorf- und Flurentwicklung beteiligen, Ziele definieren und dann in einem Brainstorming diese der Dorfgemeinschaft vorzutragen und gemeinsam weiterentwickeln. Auf die Nachfrage, wer bereit ist, das Anfang des Jahres 2019 stattfindende zweitägige Seminar in Klosterlangheim zu besuchen, meldeten sich gleich sehr viele Interessenten aus allen Generationen und allen Teilen des Dorfes.

 

Stadt beseitigt Ruinen

Bürgermeister Stefan Pöhlmann informierte im Rahmen der Versammlung über einige Dinge, welche im Vorfeld der Dorferneuerung die Stadt erledigt. So wurde mittlerweile ein Schandfleck an der durch das Dorf führenden Staatsstraße beseitigt und der einige Wochen dort liegende Schutt konnte inzwischen weggeräumt werden. Das gegenüberliegende Anwesen, ein früheres Wirtshaus mit einer baufälligen Scheune, hat die Kommune inzwischen erworben und überlegt sich, was damit geschehen soll. Ebenso machte die Stadt von einem Vorverkaufsrecht am Erwerb der zwischen Kleinschwarzenbach und Baiergrün gelegenen und zunehmend verfallenden Schlegelmühle Gebrauch und will diese mit Zuschüssen durch das Ostoberfrankenprogramm wegreißen.


Quelle: Helmbrechts-Lokal (2018-22) vom 09.11.2018

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2018-11-09_HSL_Reges-Interesse-an-Dorfer
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